Schulung zur linearen Beschreibung bei der Saanenziege in Osttirol im Mai 2020

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Entwicklung und Implementierung einer Zuchtwertschätzung für Nutzungsdauer und Exterieur für Schaf- und Ziegenrassen

Im Jahr 2017 wurden erstmals offizielle Zuchtwerte für Schaf- und Ziegenrassen veröffentlicht. Je nach Rasse- bzw. Nutzungsrichtung werden verschiedene Einzel- und Teilzuchtwerte aus den Merkmalskomplexen Milch, Fleisch und Fitness veröffentlicht, hinzu kommt auch noch der Gesamtzuchtwert. Im derzeitigen Zuchtziel fehlt jedoch noch ein wesentliches Merkmal aus dem Komplex der Fitness- bzw. funktionalen Merkmale, die Nutzungsdauer. Auch die Entwicklung einer Exterieurzuchtwertschätzung war auf Grund verschiedener Probleme bei den Daten bzw. der Datenstruktur bislang nicht möglich. Ziele dieses Projektes waren daher die Entwicklung einer Routinezuchtwertschätzung für die Nutzungsdauer für jene Rassen, für die bereits eine Zuchtwertschätzung durchgeführt wird, sowie die Entwicklung einer Exterieurzuchtwertschätzung für die Rassen Gämsfärbige Gebirgsziege, Saanenziege, Tiroler Bergschaf, Merinoland und Jura basierend auf linearen Beschreibungen. Ein wesentlicher Aspekt hinsichtlich des Exterieurs war auch die Programmierung von Eingabemasken bzw. die Schaffung der Möglichkeit der Datenspeicherung in der österreichweiten Datenbank. Mit Stand August 2022 lagen mehr als 16 000 lineare Beschreibungen aller Rassen vor. Mit diesem Datenbestand erfolgten genetische Parameterschätzungen sowie Zuchtwertschätztestläufe. Hinsichtlich der Nutzungsdauer wurden in Abhängigkeit der Nutzungsrichtung zwei verschiedene Zielmerkmale definiert. Bei Milchrassen sind dies die Anzahl Lebenstage in bestimmten (kumulativen) Abschnitten ab der ersten Ablammung/Abkitzung, korrigiert auf das Leistungsniveau innerhalb Herde. Der Vorteil dieser Variante ist, dass die Leistung von Tieren mit verlängerter Melkperiode besser modelliert werden kann. Für Rassen ohne Milchleistung wurde als Zielmerkmal die Anzahl an Ablammungen bzw. Abkitzungen in bestimmten Abschnitten kumulativ definiert. Auch für diese Merkmale erfolgten die Schätzungen von genetischen Parametern sowie Zuchtwertschätztestläufe. Eine Berücksichtigung des Exterieurs als Hilfsmerkmal für die Nutzungsdauer ist aktuell noch nicht zielführend, da die genetischen Parameter noch zu unsicher geschätzt sind. Die genetischen Analysen sollen aber in den nächsten Jahren, sobald linear beschriebene Tiere auch die Chance gehabt haben, älter zu werden, wiederholt werden. Hinsichtlich der Gewichtung im Gesamtzuchtwert wurden erste Modellrechnungen mit Einbeziehung der Nutzungsdauer im Hinblick auf den Selektionsfortschritt durchgeführt, die den Zuchtorganisationen als Diskussionsgrundlage zur Verfügung gestellt werden. Die offizielle Einführung der neuen Zuchtwertschätzungen für Nutzungsdauer und Exterieur und die entsprechende Anpassung der Zuchtziele (Gesamtzuchtwerte) ist im Jahr 2023 vorgesehen.

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