Ferkel

© Quelle: BMLRT, Fotograf:Alexander Haiden

Entwicklung, Erfassung, Validierung und züchterische Optimierung ausgewählter funktionaler Merkmale bei Muttersauen und Ferkel in Österreich

In einem partizipativen Ansatz wurden neue potentielle Fitnessmerkmale gemeinsam mit den ZüchterInnen definiert. Als indirektes Merkmal für das Nestbauverhalten der Sauen wurde der Zustand eines vor der Geburt am Kastenstand befestigten Jutesacks (JS) erhoben. Wie Beobachtungen von Hausschweinen in (semi)natürlicher Umgebung zeigen, wurde das Nestbauverhalten vor der Geburt durch die Domestikation nicht stark verändert. Allerdings kann die Sau ihrem natürlichen Bedürfnis nach Ausleben dieses Verhaltens nur dann folgen, wenn es die Umweltbedingungen erlauben, vor allem wenn ausreichend adäquates Nestbaumaterial zur Verfügung steht. Studien zeigten, dass Sauen, die vor der Geburt mehr Nestbauverhalten zeigten, insgesamt fürsorglicheres mütterliches Verhalten aufwiesen und damit auch die Ferkelsterblichkeit niedriger war. Um den Sauen in strohlosen Haltungssystemen im Kastenstand das Ausüben von Nestbauverhalten vor der Geburt zu ermöglichen, wurde im Kopfbereich der Sau ein JS angebracht. Der Grad der Zerstörung durch die Benutzung dieses JS wurde anhand eines Scores von ein bis vier beurteilt, um Rückschlüsse auf das Nestbauverhalten ziehen zu können. Auf zwei Betrieben wurde mittels Videoaufzeichnungen das vorgeburtliche Verhalten der Sauen aufgezeichnet und anschließend in Bezug auf Nestbauverhalten analysiert. Die Auswertung erfolgte in drei Teilen: zunächst wurden die Verhaltensweisen deskriptiv ausgewertet. Im zweiten Teil wurde mittels Hauptkomponenten und Clusteranalyse eine Charakterisierung des Sauentyps vorgenommen und in einem dritten Schritt wurde anhand gemischter linearer Modelle untersucht, welche Effekte Einfluss auf die Dauer der gezeigten Verhaltensweisen sowie auf den JS-score haben. Die Jutesäcke wurden von den Sauen im Kastenstand bearbeitet. Die insgesamt gezeigten Verhaltensweisen, welche dem Nestbau zugeordnet werden können, zeigten eine große Variabilität zwischen den Sauen. Bei nahezu allen Sauen konnten zwei vorgeburtliche Verhaltenspeaks beobachtet werden, während derer Sauen den JS bzw. die Buchteneinrichtung verstärkt bearbeiteten. Es konnten auch moderate Zusammenhänge zwischen JS und Verhaltensweisen gefunden werden. Die Ju-Scores unterschieden sich allerdings kaum zwischen den sechs Verhaltensweisen (Wühlen, Beißen Scharren von JS bzw. Bucht), was der geringen Variabilität der JS-Scores zuzuschreiben war.
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