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Das Potential alter Marillensorten
Am Versuchsstandort Haschhof der HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg wurde 2012 eine Anlage mit 33 alten bzw. traditionellen Marillensorten erstellt. Zu Vergleichszwecken wurden auch die Sorten "Klosterneuburger Marille" und "Ungarische Beste", die bekannt für ihr hohes Verarbeitungspotential sind, zusätzlich ausgepflanzt. Die alten Sorten wurden bezüglich ihrer obstbaulichen Leistungsfähigkeit unter Berücksichtigung des hohen Konkurrenzdruckes am Frischmarkt im Vergleich zu neuen Marillensorten getestet. Hauptaugenmerk wurde vor allem auf die Prüfung ihres Potentials zur Verarbeitung gelegt, indem sie zu Konfitüren, Nektaren und Destillaten veredelt wurden.
Neben der Erhebung des Ertrags, des durchschnittlichen Fruchtgewichtes und des durchschnittlichen Zuwachses konnte in den letzten Jahren der Frostanfälligkeit im Hinblick auf das Ertragspotential der Sorten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die genetischen Untersuchungen mittels SSR-Marker zeigten, dass die alten Sorten zwei Clustern zuzuteilen sind, welche jeweils überraschenderweise ein fast identes genetisches Profil aufweisen. 32 Sorten konnten pomologisch überprüft werden. Dazu wurden sie mit den pomologischen Beschreibungen von Löschnig und Passecker (1954) mit internationalen Beschreibungskriterien verglichen. Durch chemische Analysen und sensorische Beurteilungen der frischen Früchte konnten Sortenprofile erstellt werden. Des Weiteren konnten 28 Sorten von 2017 bis 2023 verarbeitet und die entstandenen Produkte durch geschulte Kosterpanels, mit Hilfe unterschiedlicher Parameter, bewertet werden.
Die Ergebnisse der sensorischen Beurteilung der Konfitüren zeigten signifikante Unterschiede in allen Jahren und in fast allen Parametern. Auf die Bewertung der Struktur der Konfitüre wurde auf Grund einer Adaption im Rezept, welches zwar Einfluss auf die Struktur jedoch nicht auf das Aroma hat, verzichtet. Ausgewählte Konfitüren wurden bei regionalen Bewertungen eingereicht wobei deren außerordentliches Aroma mehrfach prämiert wurde. Die Ergebnisse der Nektar- als auch der Destillatverkostung zeigen nur wenige signifikante Unterschiede. Trotz genauester Versuchsdurchführung könnten Unterschiede zwischen den Destillaten auch produktionstechnischen Ursprungs sein. Der Vergleich zu einer neuen Sorte zeigte einen deutlichen Qualitätsunterschied.
Die Ergebnisse der Verkostungen der unterschiedlichen Produkte zeigen das große Potential dieser Sorten für die Verarbeitung.