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Charakterisierung der Rebsorte Lindenblättriger (Harslevelú)
Die Rebsorte Lindenblättriger ist eine autochtone Rebsorte für Ungarn und als traditioneller Bestandteil von Herkunftsweinen wie dem Tokajer ein nationales Kulturgut. Nichts desto trotz könnte die Sorte auch für Gebiete in Österreich in Frage kommen, die bisher nicht damit gearbeitet haben. Ziel der Untersuchung war, herauszufinden ob diese Sorte eine besonders gute Eignung für den österreichischen oder zumindest für den burgenländischen Weinbau mitbringt. Die beobachteten Versuchspflanzungen stehen einerseits in Jois und andererseits in Langenzersdorf, wo sich Böden und Klima doch erheblich unterscheiden. Die bekannten Schwächen der Sorte nämlich eine starke Empfindlichkeit gegenüber den Pilzkrankheiten Oidium und Botrytis musste bestätigt werden. Erstaunlich war auch die Schwäche der Sorte gegenüber Hitze und Trockenheit, die besonders 2022 zu beobachten war. Eine der Überlegungen, die für diese Sorte sprechen sollte, wäre die gute Eignung bei zunehmender Erwärmung als Antwort auf den Klimawandel. Diese Erwartungen konnte die Sorte nicht erfüllen, obwohl sie trotz dieser Beeinträchtigung in der Lage war ansprechende Weinqualitäten zu liefern. Die spätere Reife und auch die gute Ausstattung mit Säure ermöglichten Weinqualitäten die von einem kommissionellen Urteil als gleichwertig zu anderen Q-Weinrebsorten eingestuft wurde. Sensorisch starke Unterschiede ergaben sich zum Standort und vom Zeitpunkt der Verkostung. Grüne- krautige Aromen dominierten auf dem kühlen Standort in Niederösterreich während im Burgenland kräftigere Weine mit Aromen nach Steinobst und Pfeffer zum Vorschein kamen. Die beiden Klone T 311 und P41 konnten zwar im Weingarten ampelographische Unterschiede entwickeln, aber die Weine konnten kommissionell mit Dreieckstests nicht unterschieden werden. Die Unterscheidung zur Sorte Welschriesling als Wein gelang. Der Vergleich gegenüber den Sorten WR und GV erbrachte, dass das Aroma vom Lindenblättrigen jedenfalls eigenständig ist, Terpene keinen essentiellen Bestandteil der Aromatik darstellen aber Unterschiede zu den Vergleichssorten vor allem bei den höheren Alkoholen und Carbonsäuren beobachtet wurden. Während Propanol und Etyllactat beim Lindenblättrigen nicht einmal die halbe Menge erreichte, übersteigt cis-3-Hexen-1-ol mit einem 5 bis 10 fachen Wert die übliche Einstufung bei anderen Sorten. Bei den Carbonsäuren ergaben sich im Vergleich zu WR und GV höhere Werte für die Isovaleriansäure, aber markant geringere Werte für die Hexansäure und die Octansäure. Folglich kann die sensorisch wahrgenommene Unterschiedlichkeit auch chemisch analytisch nachvollzogen werden.