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Biologische Bekämpfung des hochinvasiven Götterbaums (Ailanthus altissima) im Weinbau, Obstbau, Ackerbau sowie in Sonderkulturen
Ailanthus altissima wird auf Grund seines invasiven Charakters seit 2019 auf der Liste der invasiven gebietsfremden Arten von EU-weiter Bedeutung geführt. Alle Mitgliedsstaaten sind daher verpflichtet, Maßnahmen zu setzen, die seine weitere Ausbreitung verhindern. Die bisher eingesetzten mechanischen und chemischen Bekämpfungsmaßnahmen sind jedoch teuer, zeitaufwendig und oft nur partiell erfolgreich. Hingegen hat sich eine biologische Bekämpfung von Götterbaum mit Verticillium nonalfalfae in zahlreichen Versuchen als hochwirksam erwiesen. Seit 2017 wurde in Österreich (und mittlerweile auch in anderen Mitgliedsländern der EU) einem an der Universität für Bodenkultur entwickelten und auf dem o.g. Welkepilz basierenden Präparat zur biologischen Bekämpfung des Götterbaums durch die Zulassungsbehörde (BAES) daher jährlich eine Notfallzulassung (ab 2019 unter dem Handelsnamen Ailantex®) erteilt.
Für das Inverkehrbringen eines Pathogens als Pflanzenschutzmittel sind jedoch neben der Wirksamkeit auch etwaige Auswirkungen auf potentiell anfällige Nicht-Ziel-Organismen sehr entscheidend. Im Rahmen der bisher an Gehölzen durchgeführten Untersuchungen konnten bisher zwar keine negativen Auswirkungen auf andere Gehölzarten festgestellt werden, aufgrund fehlender Daten war eine Indikation für Ailantex® im Bereich der Landwirtschaft bisher aber nicht gegeben. Ziel des Projekts VERT-AGRI war es daher, die Auswirkungen von Ailantex® im Wein-, Obst-, und Ackerbau zu untersuchen.
In einem Freilandversuch, der in Kooperation mit der HBLA Klosterneuburg sowie der LFS Krems von 2021-2024 durchgeführt wurde, wurden daher die häufigsten Obstarten und Rebsorten auf ihre Anfälligkeit gegenüber dem Erreger getestet. Dazu wurden die ausgewählten Obstbäume bzw. Rebstöcke in zwei Gruppen geteilt und im Frühjahr 2021 (Wein zusätzlich auch im Frühjahr 2022) mit einer Sporensuspension des V. nonalfalfae-Isolats Vert56 bzw. mit sterilem Wasser behandelt. Alle im Versuch stehenden Pflanzen wurden in den Vegetationsperioden 2021, 2022 und 2023 hinsichtlich des Auftretens einer Verticillose bonitiert sowie mehrfach beprobt, um den Erreger mittels mikrobiologischer bzw. molekularbiologischer Methoden nachzuweisen. Um die Wirksamkeit des Präparats zu demonstrieren, wurden an den Versuchsstandorten stockende Götterbäume zeitgleich mit den Obstbäumen bzw. Rebstöcken mit der identen Charge Sporensuspension behandelt.
Während es an Götterbäumen erwartungsgemäß zu einer starken Verticillose kam, konnten weder an den beimpften Obstgehölzen noch an den Weinreben typische Welke-Symptome beobachtet werden. Im Vergleich der behandelten Pflanzen mit jenen der Kontroll-Gruppe zeigte sich bei allen getesteten Arten/Sorten vielmehr eine idente Entwicklung im Lauf der drei Vegetationsperioden. Auf Basis der im vorliegenden Projekt erzielten Ergebnisse wurde die Indikation für Ailantex® durch die Zulassungsbehörde (BAES) im Jahr 2022 daher auf Weinreben, Steinobst, Kernobst, Walnüsse und Beerenobst ausgeweitet.
Ergänzend zu den Versuchen im Obst- und Weinbau wurden weitere Versuche mit Topfpflanzen durchgeführt. In einem Inokulationsversuch mit Spinat konnte gezeigt werden, dass diese als hochanfällig eingestufte Art, sortenabhängige Unterschiede in der Anfälligkeit gegenüber dem V. nonalfalfae-Isolat Vert56 zeigt. Nur zwei der 13 getesteten Spinatsorten zeigten in diesem Versuch Mortalität.
Weitere Versuche befassten sich mit der Ökologie des Erregers, insbesondere in Hinblick auf potentielle Ausbreitungswege über Vektoren bzw. im Boden.