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Auswirkungen einer Futterumstellung von Stall- auf Weidehaltung auf die Verdauungsvorgänge und die Milchleistung von Milchkühen
Futterumstellungen (wie z.B. beim Weideaustrieb im Frühjahr oder bei Weideende im Herbst) sind kritische Phasen in der Fütterung von Wiederkäuern, da sich das gesamte Verdauungssystem an die neue Ration anpassen muss. Mit Hilfe der Kotsiebung können Rückschlüsse auf die Verdauungsvorgänge im Tier gezogen werden und somit die Futterumstellungsphasen überwacht werden. Dieses Forschungsprojekt hatte zwei Ziele: Das erste Ziel war, Unterschiede zwischen Koppelweide (KOW) und Kurzrasenweide (KRW) hinsichtlich Verdaulichkeit der Ration und Kotbeschaffenheit zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden je sechs Kühe für zehn Wochen auf KOW oder KRW gehalten. Während dieser Zeit wurden Lebendgewicht, BCS, Milchmenge sowie Milchinhaltsstoffe erhoben und zu sechs Zeitpunkten Kotproben zur Bestimmung der Kottrockenmasse und der Verdaulichkeit der Ration sowie für die Kotsiebung gezogen. Das zweite Ziel war, zu untersuchen, wie sich die Kotbeschaffenheit während der Futterumstellung im Frühjahr und Herbst verändert. Dafür wurden im Frühjahr und im Herbst in sechs aufeinander folgenden Wochen bei 30 Kühen Kotproben gezogen, die Kottrockenmasse bestimmt und eine Kotsiebung durchgeführt.
Die Nährstoffzusammensetzung des Weidefutters war bei beiden Weidesystemen sehr ähnlich. Allerdings war die Verdaulichkeit der organischen Masse und der Faser im KRW-Futter deutlich höher als im KOW-Futter. Auf das Lebendgewicht oder die Milchleistung wirkte sich das nicht aus. Bei KRW-Haltung wurde ein niedrigerer Kottrockenmassegehalt sowie bei der Kotsiebung höhere Anteile im Obersieb und niedrigere Anteile im Mittel- und Untersieb festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass die Pansenfermentation durch das zuckerreiche und strukturarme KRW-Futter beeinträchtigt wurde. Beim Umstellungsversuch zeigte sich, dass die Kottrockenmasse bei Weidehaltung deutlich niedriger war als bei Stallfütterung. Weiters war auffallend, dass in den ersten zwei bis vier Wochen nach der Futterumstellung (im Frühjahr und im Herbst) der Anteil der Kotfraktionen im Obersieb höher und jener im Mittel- und Untersieb niedriger war, was ebenfalls auf eine beeinträchtigte Pansenfermentation hindeutet. Daher empfiehlt es sich, die Futterumstellung möglichst langsam und schonend durchzuführen. Das bedeutet, dass auch in den ersten Wochen nach Beginn der Vollweidehaltung noch Strukturfutter angeboten werden und bereits ein paar Wochen vor der Einstallung im Herbst mit der Zufütterung im Stall begonnen werden sollte.