
© Bernhard Krautzer
Anlage und Pflege von Dauerbegrünungen im Obst- und Weinbau
Die Belastung von Dauerbegrünungen im Obst- und Weinbau ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Einerseits verursacht der Klimawandel gehäuft Trockenperioden und Starkregenniederschläge, die zu einer Destabilisierung der Vegetation führen und ein Aufkommen junger Ansaaten erschweren. Andererseits erfordert die moderne Bewirtschaftung der Anlagen zusätzlich ein immer häufigeres Befahren der Fahrgassen, wobei sehr oft nicht auf eine ausreichend gute Befahrbarkeit der Böden geachtet werden kann. Das führt zu einer zunehmenden Destabilisierung dieser Dauerbegrünungen, mit allen unerwünschten Effekten wie fehlentwickelten Pflanzenbeständen, Lückigkeit und Erosionsschäden.
Im gegenständlichen Projekt „Anlage und Pflege von Dauerbegrünungen im Obst- und Weinbau“ war die wesentliche Zielsetzung, Erfahrungen aus der Bewirtschaftung von intensiv genutzten Grünlandbeständen auf die Dauerbegrünungen in Fahrgassen zu übertragen. Dabei wurde schnell offensichtlich, dass hier nur ein gutes Zusammenspiel zwischen optimaler, der Situation angepasster Begrünungstechnik und spezifischer, den Ausgangsbedingungen sowie betriebsbezogenen Zielsetzungen angepasster Saatgutmischungen, zum Erfolg führen kann.
Die Begrünungstechnik hat wesentlichen Anteil an einer erfolgreichen Ansaat. Inzwischen stehen moderne technische, auf die spezifischen Bedingungen in Wein- und Obstgärten (z.B. Arbeitsbreite) angepasste Lösungen zur Verfügung.
Generell ist eine Einsaat in zwei Arbeitsschritten zu empfehlen. Im ersten Schritt die Bereitung eines feinkrümeligen Saatbeetes, im zweiten Arbeitsgang die oberflächliche Einsaat mit anschließendem Anwalzen mittels Profilwalze, um die notwendige Rückverfestigung zu gewährleisten. Auf eine perfekte Bodenvorbereitung ist dabei besonders zu achten.
Begrünungen von Weingärten im Jahr vor der Neupflanzung zeigen sehr gute Ergebnisse und sind, soweit im praktischen Betriebsmanagement umsetzbar, einer Begrünung nach erfolgter Rebpflanzung vorzuziehen. Eine entsprechende Strategie wäre auch im Obstbau anzudenken.
Die Erneuerung bestehender Fahrgassenbegrünungen mittels Nachsaat ist eine gute Möglichkeit, Flächen bei geringer Erosionsgefährdung wieder in ihrem Pflanzenbestand zu verbessern und offene Fahrspuren wieder zu schließen. Spätsommereinsaaten von Mitte August bis spätestens Mitte September zeigten dabei die besten Ergebnisse.
Klassische, frohwüchsige Begrünungen aus landwirtschaftlichem Saatgut erzeugen große Mengen an Biomasse, verbunden mit hohem Pflegeaufwand. Vergleichsweise schwachwüchsige, widerstandsfähige Rasensorten mit guter Regenerationskraft sind deutlich besser für den Einsatz in Obst- und Weingarten-Dauerbegrünungen geeignet als Arten und Sorten der Grünlandwirtschaft.
Artenreiche, reich blühende Saatgutmischungen sind vor allem für Biobetriebe sehr interessant. Nach unseren Erfahrungen ist dabei eine ganze Reihe an wertvollen, heimischen Blütenpflanzen für solche Begrünungen (bevorzugt im Bereich der Mittelstreifen), geeignet. Das Vorhandensein entsprechender Etablierungs- und Pflegetechnik ist dafür aber Voraussetzung. Auch der Einsatz regionaler Wildpflanzenmischungen konnte im Rahmen unserer Versuchsarbeit erfolgreich demonstriert werden.